Religiöses
Buch des Monats Mai 2014
Peter
Dyckhoff: Maria bereitet uns den Weg
Biblische Meditationen über die Gottesmutter
Freiburg i. Br. : Herder Verlag, 2014. – 176 Seiten;
12,99 €
Marienverehrung – lange Zeit ein
ganz selbstverständliches Element der katholischen
Tradition – wird heute von vielen als ein biblisch
kaum begründeter Teil der Volksfrömmigkeit angesehen,
der höchstens für schliche Gemüter noch eine
gewisse Bedeutung besitzen kann. Demgegenüber möchte
Pfarrer Peter Dyckhoff zeigen, dass der Blick auf Maria,
so wie sie in der Heiligen Schrift dargestellt wird, für
jeden Christen nach wie vor von zeitloser Aktualität
ist und dem modernen Menschen genauso Lebenshilfe zu geben
vermag wie in früheren Zeiten. In seiner Zeit als Wallfahrtsseelsorger
in Kevelaer hat sich Peter Dyckhoff intensiv mit den biblischen
Zeugnissen über Maria auseinandergesetzt, um nun ein
Buch mit „biblischen Mediationen über die Gottesmutter“
(so der Untertitel) vorzulegen.
Der
Autor betrachtet zunächst die sechs Worte Mariens,
von denen die Evangelien berichten, dann diejenigen Schriftstellen,
an denen von Maria die Rede ist. Tatsächlich sind diese
biblischen Zeugnisse relativ begrenzt, doch zeigt Pfarrer
Dyckhoff, dass darin unglaublich viel enthalten ist, wenn
man die Texte nur genau genug betrachtet und sie im gesamten
Kontext zum Sprechen bringt. Sehr erhellend ist zum Beispiel
der Vergleich, wie Zacharias, der Vater von Johannes dem
Täufer, auf die Erscheinung des Engels Gabriel reagiert
und wie im Unterschied dazu Maria, die sich nicht fürchtet,
nicht zweifelt, sondern überlegt, mit Gott ins Gespräch
kommt, um sich dann ganz Gott anzuvertrauen. Aber etwa auch
die leicht zu übersehende Tatsache, dass Maria zwar
unter dem Kreuz stand, aber nicht bei den Frauen dabei war,
die am Ostermorgen zum Grab kommen, um den Leichnam Jesu
durch Salben vor der Verwesung zu bewahren, ist für
Peter Dyckhoff ein Zeichen für Marias ungebrochene
Glaubenszuversicht.
Ein zentrales Ereignis, um Marias Rolle im Leben ihres Sohnes
Jesus zu begreifen, ist neben der Verkündigung seiner
Geburt durch den Erzengel auch die Hochzeit von Kana. Der
Autor zeigt, wie Maria sich durch die zunächst abweisende
Antwort Jesu auf ihre Bitte nicht irritieren lässt,
sondern im Glauben begreift, dass ihr Sohn sie nicht zurückweist,
sich vielmehr ganz in die Sendung seines himmlischen Vaters
stellt. Von hier aus kann Maria dann voller Vertrauen die
Diener ermutigen: „Was er euch sagt, das tut!“
Aber auch unscheinbare Ereignisse im Leben Mariens wie die
drei Monate bei Elisabeth oder die 30 verborgenen Jahre
in Nazaret werden in den Blick genommen, um Maria als Vorbild
im Glauben zu verstehen, als einzigartiges Beispiel, einzuwilligen
in den Willen des Vaters, auch wenn man die konkreten Folgen
noch nicht abschätzen kann. Dabei verschweigt der Autor
keineswegs, dass das Einwilligen in Gottes Willen, wie Maria
es getan hat, zunächst durchaus auch Leiden und Aushalten
in schweren Situationen bedeuten kann – Marias Leben
war sogar zum größten Teil von solchen Phasen
geprägt. Gerade dadurch kann Maria für uns aber
auch zur Trösterin werden, die dafür einsteht,
dass es bei Gott selbst dort, „wo das menschliche
Leben an Grenzen stößt, oder da, wo es keine
Antworten mehr zu geben und das Leben zu Ende zu sein scheint“,
dennoch einen neuen Anfang geben und alles ein gutes Ende
nehmen kann.
In einer klaren Sprache ohne theologische Fachbegriffe,
dafür aber mit lebensnahen Beispielen stellt Pfarrer
Dyckhoff seine Überlegungen an. Die Texte trennen dabei
nicht immer zwischen Betrachtung und Gebet – eines
kann ins andere übergehen, was den Leserinnen und Lesern
helfen wird, das Bedachte auf das eigene Leben zu beziehen
und vor Gott zu bringen. So kann das schöne Buch wirklich
dazu beitragen, durch Maria „Lebenshilfe“ im
besten Sinne zu geben. (Sankt Michaelsbund, Dr. Thomas Steinherr)
(Als „Religiöses Buch
des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn,
und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine
religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch
orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer
Zeit antwortet.).
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