
164 Seiten, kartoniert
Topos Taschenbuch 753
ISBN 3836707535
9,90 Euro
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Peter Dyckhoff
Aus der Quelle schöpfen
Das innere Gebet nach Teresa von Avila
„Sie lebte nicht, sondern sie betete:
Damit ließe sich vielleicht ihr Dasein am besten umschreiben",
sagt Reinhold Schneider in seiner Schrift über Teresa
von Avila. Die Erfahrung des innerlichen Gebetes prägte
ihr Leben bedeutsamer als ihr Eintritt ins Kloster. Teresa
gelangte über die Stufe der Betrachtung, in der die
inneren Kräfte sich nur unter Mühen sammeln, zum
Gebet der Ruhe, in welchem sie übernatürliche
und wunderbare Erleuchtungen erlebte.
Die vorliegenden Texte sind eine Übertragung der Botschaft
vom Gebet - für jeden nachvollziehbar, der sich darauf
einlässt. Um das innerliche Gebet und das kostbare
Gut ihrer Mystik einfach und zusammengefasst vielen suchenden
Menschen näher zu bringen, übertrug Peter Dyckhoff
aus ihrem Gesamtwerk alle Aussagen und Anleitungen, die
sich auf die ersten beiden Gebetsstufen beziehen: das vertiefte,
verinnerlichte mündliche Gebet und das Gebet der Ruhe.
„Aus der Quelle schöpfen" möchte auf
einfache Weise dazu beitragen, einen nachvollziehbaren Gebetsweg
zu eröffnen oder den Gebetsweg zu stärken, wenn
wir ihn bereits gehen. Die Leser, die sich direkt und tiefer
mit den Schriften der hl. Teresa von Avila beschäftigen
möchten, finden am Ende des Buches ein Quellenverzeichnis.
Leseprobe
Stelle dir zwei Behälter vor,
die mit Wasser gefüllt werden. In das eine Auffangbecken
fließt Wasser von weither durch viele Röhren
und andere künstliche Leitungen. Das zweite Auffangbecken
steht genau dort, wo das Wasser einer Quelle entspringt.
Es füllt sich ohne jegliches Geräusch schon bald
randvoll, und das Wasser fließt über und wird
zu einem Fluss. Das Becken wird niemals leer, da ohne Unterlass
Wasser nachströmt.
Das erste Bild entspricht den Erfolgen, die aus der Betrachtung
entstehen. Wir erwerben sie durch Nachdenken, wobei wir
uns des Anschaulichen bedienen und Gedachtes vergegenwärtigen.
Diese Vorgehensweise lässt das Denken und den Verstand
schnell ermüden, da wir uns ständig anstrengen
müssen. Das Bild spiegelt dies mit dem geräuschvollen
Einströmen des Wassers aus den verschiedenen Rohrleitungen
wider.
Die Anstrengungslosigkeit und der verminderte Aufwand, die
du im Gebet der Ruhe triffst, werden aus dem zweiten Bild
deutlich. Der andere Behälter nimmt das Wasser unmittelbar
von der Quelle auf - von Gott selbst. Dieser Vorgang - vorausgesetzt,
der Schöpfer lässt ihn zu - geschieht in unserem
Inneren in äußerster Ruhe und größtem
Frieden. Das Über-strömen wird nicht, wie bei
der Betrachtung, im Herzen als Trost empfunden, sondern
das Wasser strömt zunächst unmerklich in alle
Kräfte der Seele, bis sich dann die Ruhe und der Friede
sowohl in deinen Gefühlen als auch in deinem Körper
ausbreiten. Das geistige Strömen beginnt in Gott und
endet in uns.
"Mein Herr und mein Gott,
wie groß sind deine Wunder!
Du hast in uns Geheimnisse verborgen, die mich in großes
Staunen versetzen.
Und viele wird es noch geben, um die ich nicht weiß.
Wie einfältig sind wir und meinen etwas von dir zu
verstehen.
Du bist überaus groß und deine Herrlichkeit tritt
aus allem, was du geschaffen hast, leuchtend hervor."
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